LK 05/07                                                                                                                         Gensbaur

Pablo Picasso:" Les Demoiselles d'Avignon", 1907

Biografisches:

1881 geb.in Malaga, Vater ist Tiermaler, Bereits mit 16 Jahren Aufnahme in die Akademie. Pendelt zwischen Paris und Barcelona, von 1900 bis 1904. Ab 1904 ständig in Paris, wo Bilder seiner Blauen Periode entstehen. Um 1905 ändert sich sein Stil (Rosa Periode). Er ;sympathisiert mit der Bewegung der „Fauves". 1907, anlässlich der Gedächtnisausstellung Cézannes erfindet er den Stil des Kubismus (1908-1918). Nach 1918 ist eine Periodengliederung seines Schaffens nicht mehr möglich, da dieses in allen Arten gegenständlich- realistischer, klassizistischer, symbolistischer, surrealistischer und abstrakter Darstellungsweise schillert. Seit 1905 entstehen auch Plastiken. Seit 1946 beschäftigt er sich mit Keramik. Picasso stirbt 1973 in Frankreich.

Inhalt und Vorgeschichte des Bildes:

Bereits in den Interieurs der rosa Periode finden sich ähnliche, an klassische Figurenkompositionen(Cezannes Badende, Manets Frühstück im Freien, Matisses joié d'vivre, Ingres türkischem Bad, Giorgiones ländlichem Konzert, drei Grazien aus Siena...) erinnernde Bilder. 5 Frauenakte räkeln sich vor einer Draperie dem Betrachter entgegen. Links begrenzt den Bildraum ein Baumstamm, unten im Vordergrund ragt ein Früchtestilleben in das Bild. Picasso nannte das Bild ursprünglich le Bordell d'Avignon, nach der einschlägig bekannten Calle d'Avignon in Barcelona. Es existieren Vorzeichnungen zum Bild, auf denen zwei Matrosen zu sehen sind und eine Figur mit Totenkopf in der Bildmitte als „memento mori". Diese Zeichnungen waren noch stärker an Cézannes Badenden orientiert. Innerhalb des Werdegangs der Bildkomposition, der sich anhand dieser Skizzen verfolgen lässt, lässt sich der Vorgang der Überwindung des Gegenständlichen aufzeigen. Er erfindet in diesem Bild der Malerei des 20ten Jh. gleichsam eine völlig neue Bildsprache.

Zertrümmerung des Illusionismus:

Wenngleich Picasso den Einfluss der afrikanischen Plastik auf sein Bild leugnete, lässt sich doch nachweisen, dass außereuropäische, antiklassische „Negerkunst" den Künstler in dieser Zeit angeregt hat. Nie zuvor in der Geschichte abendländischer Kunst sind Frauenkörper so abstoßend gemalt worden. An den individuellsten Merkmalen des Bildes, den Gesichtern geht Picassos Abstraktion am weitesten, indem er die Köpfe zu Negermasken verfremdet. Die Naturform wird auch sonst möglichst negiert: Das Stilleben und die Brüste sind kristallinisch aufgesplittert, Vordergrund und Hintergrund, Gemeintes und Nicht-Gemeintes sind scharfkantig ineinander verzahnt. Jede Form ist so ein Element der Bildfläche. Die Malweise ist radikal grob. Auf räumliche Wirkung durch Verkürzung oder Plastizität wird weitgehend verzichtet. Picassos Bild schert somit gänzlich aus allen Regeln der Kunst aus und wird somit zum Angriff auf europäische Schönheitsideale. Sein Schafen begreift der Künstler als Revolte.

Wirkung auf Zeitgenossen:

Das Bild war zur Zeit der Entstehung nur wenigen Freunden und Sammlern zugänglich. Es erhielt erst 1925 seinen heute bekannten Namen und wurde 1935 erstmals ausgestellt. Es wirkte auf die meisten Künstler befremdend, da es sich nicht mehr in die französische Tradition einordnen ließ. Gerade diese Ausnahmestellung lässt das Bild heute als erstes Bild der Moderne erscheinen.