Seminar für Kunsterziehung          am Erasmus-Grasser-Gymnasium, München                    Seminarleiter  Martin Gensbaur 


Stundenverlauf - Modelle, allgemeine Hinweise

Für die Planung einer Unterrichtsstunde existieren unterschiedliche Modelle eines Stundenverlaufs. Kunstunterricht läßt sich dabei nur sehr allgemein mit Unterricht in wissenschaftlichen Fächern vergleichen ( Modell z.B.: Hausaufgaben- bzw. Lernzielkontrolle, Ein-Überleitung, Erarbeitung, Abrundung, Lernzielsicherung, Hausaufgabenstellung). Handelt es sich um eine Einzel- oder Doppelstunde? Wird ein Thema fortgeführt, oder soll ein neues eingeführt werden? Soll der Schwerpunkt der Stunde praktische Arbeit der Schüler oder eine Bildbetrachtung und gemeinsames Gespräch sein? Das alles sind Fragen, die sich so in anderen Fächern nicht stellen. Entsprechend können die üblichen Modelle eines Stundenverlaufs, wie sie von fachfremden Kollegen mitunter auch auf unser Fach übertragen werden, nur bedingt gelten. Darüberhinaus ist die Frage nach einem modellhaften Stundenverlauf eine in der Fachdidaktik kontrovers diskutierte Stilfrage, die vom jeweiligen Zeitgeist und der Lehrerperson abhängig ist. Eine ausführliche Diskussion dieser Modelle führt zu Beginn des Seminars sicher zu weit. Im folgenden beschränke ich mich darauf, einzelne in jeder Stunde wiederkehrende Phasen und deren für die Planung einer Stunde relevanten Gesichtspunkte zu beschreiben:
Vorbereitungsphase:
Meist beginnt die Stunde mit Herrichten des notwendigen Arbeitsmaterials:
Werkzeuge, Blöcke, Hefte, Projektor, Kabel etc.
Machen Sie sich vorher mit der Situation vertraut, richten Sie, was möglich ist rechtzeitig her!
Rituale zu Beginn der Stunde:
Gewisse "Rituale" zu Beginn des Unterrichts sollten eingespielt sein. Die Art der Rituale hängt vom persönlichen Stil des Lehrers ab. Schüler sind "Gewohnheitstiere", d.h. nicht an jeder Schule funktioniert jedes Ritual gleich.
Wohin mit den Taschen, Mäntel, Sitzordnung, Eintreffen der Schüler, des Lehrers, wer kommt zu wem? (Bei Unruhe hilft warten oft rascher als ein Überschreien der Schüler)
Worauf achtet man vor der Begrüßung? (Kaugummi, Walkman, Mützen etc.) - Platz nehmen - Ausgabe der Blöcke, Arbeitsmaterialien...
Anknüpfung an die letzte Stunde:
Wird ein bereits eingeführtes Thema fortgeführt, dann wird an die letzte Stunde angeknüpft, an die gestellte Aufgabe erinnert. Vereinbarungen, Regeln werden wiederholt, Kriterien werden nochmals genannt. Evtl. aufgrund der Entwicklung modifiziert. Bestimmte Arbeiten besprochen, Zwischenergebnisse werden festgehalten.
Motivationsphase:
Initiation, Einstimmung, Hinführung an das Thema;
Der Anfang einer Stunde ist der wichtigste Teil der Stunde. Manche Kollegen ziehen deshalb die Motivationsphase der Verknüpfung mit der letzten Stunde vor.
Lehrervortrag, Medieneinsatz, Unterrichtsgespräch und gemeinsame Diskussion sind die wesentlichen Methoden dieser Phase. Über Methoden soll an anderer Stelle ausführlich gesprochen werden.Prozesse werden erklärt, demonstriert, Prozesse veranschaulicht, Kriterien des Themas erarbeitet. Natürlich unterscheidet sich der Aufbau je nach Gewichtung des Verhältnisses von Theorie und Praxis.


Aktivierungsphase - praktische Phase:
Wenn das Thema gemeinsam erarbeitet ist, stelle ich in der Regel noch einmal die Frage, ob es noch Schüler gibt, die eine allgemein wichtige Frage haben. Der Einstig in die eigene praktische Arbeit gestaltet sich oft rascher als es dem Lehrer lieb ist. Schüler, wenn sie einmal motiviert sind, drängen nach dem eigenen Ausprobieren des Themas. Die Spannung läßt bei einer zu ausgedehnten Einführung umgekehrt rasch nach. Man muß von Fall zu Fall ausprobieren, welcher Zeitpunkt sich am besten zum Beginn der Einzelarbeit eignet. Manche Gesichtspunkte, die zur Motivation geplant sind, lassen sich auch in der nächsten Stunde nachschieben. Hier ist der Unterschied zwischen jüngeren und älteren Schülern oft beträchtlich spürbar. Lassen Sie sich umgekehrt von der Ungeduld mancher Schüler nicht zu sehr drängen! Das Umsetzten der verbalen Information, die bildnerisch- praktische Objektivation muß zuvor von allen Schülern erarbeitet sein. "Meutisch" soll anschließend der Lehrer mit d. Schülern gemeinsam Lösungswege erforschen, d.h. der Lehrer ist Helfer. Die Schüler brauchen konkrete Arbeitsanweisungen, keine Korrektur bereits zu Beginn der Arbeitsphase. "Schläferfragen" von Schülern beantworten lassen. Nicht immer ist es richtig, die Schüler bei ihrer Arbeit zu beraten. Manchmal sollte sich der Lehrer, gerade zu Beginn eines gestellten Themas zurückhalten können. Wenn die Kriterien gemeinsam erarbeitet wurden, kann lautes Nachbessern oft sehr stören. Je nach Thema und Neuartigkeit einer Technik ist Einzelhilfe jedoch häufig sehr wichtig.
Stundenende:
Am Ende der Stunde kann ein gemeinsames Besprechen des erreichten Standes, die Integration, wie Daucher/Seitz es nennen, eine verbale Zusammenfassung, noch einmal nützlich sein. Probleme sollen gemeinsam angesprochen und auf die kommende Stunde vertagt werden. Aufgaben der nächsten Stunde können sich abzeichnen. Welche Materialien müssen mitgebracht werden? Sind die Arbeiten mit Name und Klasse beschriftet?
Auch zum Stundenende sollte es Rituale geben: Aufräumen der Plätze, Kontrolle der Werkzeuge, Absenzenkontrolle, Lüften des Raumes, Verabschieden der Schüler.
Nachbereitung:
Die Arbeiten dienen der Vorbereitung der kommenden Stunde. Schüler brauchen Kommentare, Hilfestellungen, die der Lehrer aufgrund der Arbeiten, des Standes der Arbeit formuliert.
Mit der Nachbereitung beginnt die Planung der kommenden Stunde.