Seminar für Kunsterziehung                   am Erasmus-Grasser-Gymnasium, München                 Seminarleiter  Martin Gensbaur 

Lehr-und Lernmittel im Kunstunterricht

Unter Lehr- und Lernmittel versteht man in der Fachdidaktik sämtliche Medien, die zur Vermittlung eines Lehrstoffs eingesetzt werden. Bernd Kroner und Herbert Schauer listen in ihrer Didaktik immerhin 21 verschiedene Formen von Lehr- und Lernmitteln auf, die zur Zeit des Erscheinens ihres Buches ( 1997) an den Schulen üblich waren. Mittlerweile hat sich besonders im Bereich der visuellen Medien eine Menge Neues getan, da der Beamer 1997 noch unbezahlbar war. Ich denke, dass jeder Unterrichtende die Entwicklung auf diesem Gebiet genauestens verfolgen sollte. In der Regel machen sind viele Berufe, die etwas präsentieren müssen, um erfolgreich verkaufen zu können, den Schulen im Einsatz neuer Präsentationsmedien voraus, da in anderen Bereichen, schneller in Innovationen investiert wird. Umgekehrt sind Kunsterzieher keine Handelsvertreter in Sachen Kunst und hängen manchmal aus gutem Grunde an altbewährten Rezepten.
Gunter Otto unterscheidet in seiner Fachdidaktik ( Kunst als Prozess im Unterricht, 1964/68) sog. Präsentationsmedien von Realisationsmedien im Kunstunterricht. Unter Realisationsmedien verstehen wir sämtliche Materialien, mit denen wir im Kunstunterricht arbeiten ( z.B. Papier, Deckfarben, Pinsel, Ton, Werkzeuge etc.).
CD-Player, Radios, Kassettenrecorder und Plattenspieler spielen in der Kunsterziehung eher eine periphere Rolle, werden im Zusammenhang mit synästhetischen Aufgaben jedoch durchaus benötigt. Ich möchte jedoch im Folgenden nur auf Präsentationsmedien eingehen, die im heutigen Kunstunterricht üblich sind ( ohne Anspruch auf Vollständigkeit), also im Prinzip auf alle sog. "Visuellen" Medien: Der Bereich der visuellen Medien hat in der Kunsterziehung einen besonderen Stellenwert. Kunsterziehung ist immer auch eine Erziehung zum Sehen. Die Anschaulichkeit des Kunstunterrichts steht und fällt mit der Qualität des Anschauungsmaterials, das wir den Schülern zeigen.

1. Lehrbücher:
Dem Seminar liegt eine von mir überarbeitete Auflistung und Rezension der z.Zt. im Handel erhältlichen Schulbücher vor. Besonders im Unterricht der Kollegstufe kommen die entsprechenden Werke zum Einsatz. Auch im Zusammenhang mit kunstgeschichtlichen Aspekten in der Mittel- und Unterstufe, lässt sich mitunter ein Buch sinnvoll einsetzen. Oft liefern Lehrbücher hervorragende Abbildungen als Material für Bildbetrachtungen oder bildnerische Aufgabenstellungen.
2. Schautafeln, große Drucke
Abgesehen von dem Problem der Aufbewahrung großer Drucke, bieten diese im Unterricht viele Vorteile. Großformatige Abbildungen, Wandzeitungen, Plakate und Schautafeln konfrontieren den Schüler direkter mit dem Bild als dies surch Projektionen zu erreichen ist. Zudem kann auf eine Verdunkelung verzichtet werden.
3. Tafelbild
Die gute alte Tafel, grün oder weiß, gehört nach wie vor zu jedem Unterricht. Ein Tafelbild, das sich im direkten Gespräch mit den Schülern entwickelt, ist bisher noch von keinem anderen Medium wirklich ersetzbar. Gemeinsam mit der Klasse lassen sich an der Tafel Merksätze, Regeln, Mitschriften eines Gesprächs fixieren. Besonders in der Kunst sollte der Lehrer schon im Vorfeld ein gewisses Lay-Out des fertigen Tafelbildes im Kopf haben. Wichtig ist beim Einsatz eines Tafelbildes der Nachvollzug durch die Schüler im Heft oder auf einem Arbeitsblatt etc.


4. Arbeitsblätter, Heftarbeit
Abgesehen von den Kopierkosten, die an manchen Schulen stark limitiert werden sollen, haben vom Lehrer kopierte Arbeitsblätter viele didaktische Vorzüge, da der Ablauf einer Stunde im Vorfeld durch den Lehrer strukturierbar wird. In der Unterstufe bietet sich das Heft als Medium für Diktate, für kleinere Arbeitsaufträge, zum Einkleben von Arbeitsblättern und Abbildungen uvm. Besonders an.
Auch in der Kollegstufe arbeitet man oft mit vom Lehrer vorbereiteten "Papers". Mit Zusammenfassungen von Referaten, die teils vom Lehrer, teils durch die Schüler vorbereitet werden.
5. Vorbilder, Muster, Bildvorlagen
Besonders in der Mittelstufe bieten derartige Einstiegshilfen in praktische Aufgabenstellungen eine Möglichkeit rasch zur Sache zu kommen. Analog zu mittelalterlichen Musterbüchern bitet auch der Lehrer im Unterricht oft Hilfen zur Orientierung an. Das Kopieren von Vorlagen ist eines der ältesten fachdidaktischen Medien der Kunsterziehung.
6. Vorführen eines Arbeitsprozesses durch den Lehrer
Auch das Vormachen und Nachmachen gehört zu den klassischen Methoden in der Vermittlung bildnerischer Arbeitstechniken. Kompliziertere Verfahren, beispielsweise der Drucktechnik, oder aus dem Bereich der Bildhauerei, aber auch gewisse maltechnische Feinheiten, wie z.B. das Lavieren, die Lasur oder andere spezifische Methoden des Farbauftrags lassen sich durch Lehrerdemonstration, die durchaus auch einmal im Zuge der Einzelberatung während der Individualarbeit auf einem Schmierpapier oder der Rückseite der Schülerarbeit geschehen kann, besonders effektiv vermitteln. Mitunter ist bei derartigen Demonstrationen vor einer großen Gruppe die direkte Projektion mittels Videokamera und Beamer hilfreich. Diese Kombination ermöglicht natürlich auch die Präsentation von Schülerarbeiten, Zeichnung etc. für Zwischenbesprechungen im Unterricht und das Zeigen von gedruckten Vorlagen, Bildpostkarten etc. Digitale Kameras und Notebooks mit Videoausgang gestatten auch das Zeigen von Bildern über einen Fernsehbildschirm.
7. Dias
Abgesehen vom Nachteil der Verdunkelung des Klassenraumes, stellt das Dia immer noch das klassische Präsentationsmedium des Kunstunterrichts dar. Jede Fachschaft verfügt über thematisch sortierte Diareihen, die von verschiedenen Fachverlagen angeboten werden. Auch über die Landesbildstelle, bzw. die Stadtbildstelle sind gute Diasammlungen kostenlos erhältlich (Kataloge gibt es als CD-ROM). Jeder Kunsterzieher sollte über ein entsprechendes Stativ und Nahlinsen verfügen, das das Anfertigen von Dias direkt aus Büchern gestattet. Glaslose Rahmen sollte man bevorzugen. Die Dias sollten einheitlich beschriftet werden, damit man sie nicht seitenverkehrt einlegen kann. Magazine haben den Nachteil, dass die Reihenfolge der Dias nicht flexibel gehandhabt werden kann. Deshalb besitzen die meisten Fachschaften in Kunsterzieher Diaprojektoren mit Wechselschiebern. Wichtig ist es bei der Anschaffung eines Projektors darauf zu achten, dass die Brennweite des Objektivs der Größe des Klassenraumes angepasst wird. Durch Fernbedienung kann der Lehrer während seiner Präsentation auch vor der Klasse stehen, was pädagogisch empfehlenswert ist
8. Over-Headprojektor
Als diese Projektoren in den späten 60er Jahren Einzug in die Schulen hielten, galt das als Revolution. Der Lehrer muss nicht verdunkeln, steht frontal vor der Klasse, kann direkt hineinschreiben und hineinzeichnen uvm. (Vgl. auch den Artikel von Bernhard Meyer zum Medium Folie aus K+U, Heft 195 von 1995).

9. Episkop

Diese Geräte sind in den Fachschaften etwas aus der Mode gekommen, da eine starke Verdunkelung für eine befriedigende Projektion notwendig ist und die kostbaren Kunstdrucke unter der Hitze, die sich entwickelt, leiden können. Dennoch stellt das Episkop eine wertvolle Projektionshilfe im Unterricht dar.


10. Fernsehen, Video
Jede Fachschaft verfügt über eine mehr oder weniger brauchbare Sammlung von Videos zur Kunstgeschichte, über Maler, Architektur etc., die, sinnvoll eingesetzt, eine wertvolle Bereicherung des Unterrichts darstellen. Mitglieder der LAG ( Landesarbeitsgemeinschaft Neue Medien) erhalten regelmäßig eine vom Kollegen Hermann Ludwig aktualisierte Liste mit Hinweisen zu aktuellen Fernsehprogrammen, die für Kunsterzieher von Interesse sind. Filme sind auch käuflich zu erwerben, wobei man die Filme zuvor kennen sollte. Auch über die Landesbildstelle, bzw. Stadtbildstelle kann man Filmmaterial ausleihen, meist Video, aber auch noch klassische Filmspulen. Filme sinnvoll einsetzen bedeutet, dass man mit der Klasse unbedingt über das zuvor perfekt Präsentierte sprechen sollte. Filme sollten nicht, wie manchmal üblich; Lückenbüßer für Randstunden des Schuljahres sein. Der Lehrer sollte die Filme unbedingt selbst vorher gründlich kennen lernen und sich überlegen, welche Stichpunkte er im Unterrichtsgespräch herausarbeiten will.

11. Computer, Internet, Power-Point-Präsentationen
Der Computer verändert zunehmend unsere Gesellschaft und deren Gewohnheiten im Umgang mit visueller Information. So bietet auch die Arbeit im Computerraum eine wertvolle Bereicherung des Kunstunterrichts. Natürlich sollte der Lehrer vorher überprüfen, ob genügend Arbeitsplätze ( max. 3 Schüler pro Platz) vorhanden sind und ob die notwendigen Programme auf den Rechnern laufen. Lay-Out-Aufgaben lassen sich mit einfachen Textverarbeitungsprogrammen bearbeiten. Bildbearbeitungsprogramme helfen bei Collagearbeiten, bei Verfremdungen oder Überarbeitung von vorgegebenen Photographien etc. Auch Aufgaben zur Raumdarstellung lassen sich am Computer sinnvoll mit Klassen bearbeiten. Immer gilt: Vorher selbst ausprobieren! Abgesehen von Bibliotheken dient den Schülern außerhalb des Schulbetriebs das Internet mittlerweile ganz selbstverständlich zur Unterrichtsvorbereitung. Mit eigenen Foren, z.B. dem BSCW-Server, lässt sich diese Entwicklung sinnvoll für den Kunstunterricht nutzen.
Immer selbstverständlicher ersetzt die Beamer- Präsentation von Bildern, die man zuvor auf eine Power-Point-Präsentation heruntergeladen hat und evtl. auf eine CD gebrannt hat, das Vorführen von Dias im Unterricht. ( vgl. eigene Hinweise zum Umgang mit Power-Point).
Die Vorteile liegen auf der Hand.